Bier ist nach wie vor sehr beliebt, aber der Konsum ist seit Jahren rückläufig. Der Umsatzrückgang stellt die Brauindustrie vor große Probleme. Die Nachfrage nach alkoholfreien Getränken steigt hingegen, was wahrscheinlich zum Teil mit dem Trend zu einer gesünderen Lebensweise zusammenhängt.
Eine große Brauerei aus Nordrhein-Westfalen ist nun Mehrheitsaktionär der Starnberger Brauhaus GmbH und übernimmt die Brauerei in Willingen. Der Getränkehändler Fristo stellt aus Angst vor Preissteigerungen den Verkauf von Starnberger Hell ein.
Die erst vor zehn Jahren gegründete Starnberger Brauhaus GmbH muss sich ebenfalls auf dem hart umkämpften Biermarkt behaupten. Während die Menschen immer weniger alkoholhaltiges Bier trinken, steigen die Kosten der Branche für Rohstoffe, Energie und Arbeitskräfte. Nun hat der nordrhein-westfälische Gigant Krombacher einen noch größeren Anteil an der Brauerei erworben und ist damit Mehrheitsgesellschafter geworden.

Krombacher ist bereits Vertriebspartner der Brauerei Starnberger Brauhaus mit Sitz in Felding bei Wielen. Der Biergigant hatte vor einigen Jahren zunächst einen Anteil von 10 Prozent an dem mittelständischen Unternehmen erworben und diesen später auf 40 Prozent aufgestockt. Nun ist die private Brauerei Krombacher, einer der größten Bierhersteller Deutschlands, mit 65 Prozent auch Mehrheitsgesellschafter. Die restlichen 35 Prozent der Anteile gehören weiterhin dem Gründer der Brauerei, Florian Schü, der seit zwei Jahren nicht mehr als Geschäftsführer tätig ist und nun ausschließlich für den Immobilienbereich verantwortlich ist.
Die Familie Schadeberg, Eigentümerin der Krombacher Brauerei, will offenbar über ihre Firma „GL Verwaltungs GmbH” ihren Einfluss auf die Brauerei stärken und die Produktion von hellem Bier intensivieren. Das Starnberger Brauhaus und seine Mitarbeiter seien „ein operativ wichtiger Teil der Krombacher-Gruppe“, bereits vollständig integriert und es seien keine Veränderungen für die Kollegen vor Ort zu erwarten, erklärte Krombacher-Sprecher Peter Lemm auf Anfrage. Sie sehen auch weiteres Wachstumspotenzial für die Brauerei in der Zukunft und betonen, dass die Integration in die Krombacher-Gruppe „mehr Möglichkeiten für eine weitere positive wirtschaftliche und operative Entwicklung“ biete.
Lemm räumt jedoch ein, dass auch die Preise für Starnberger Bier aufgrund des erheblichen Kostenanstiegs ab dem 1. Oktober dieses Jahres angepasst werden müssen. Aus kartellrechtlichen Gründen lehnte der Unternehmenssprecher jedoch nähere Angaben ab. Er versicherte uns jedoch, dass die Brauerei in ständigem Kontakt mit allen Kunden stehe.
Dies betrifft wahrscheinlich die Getränkekette Fristo, die 240 Filialen in acht Bundesländern betreibt. Derzeit hat die Kette alle Marken der Starnberger Brauhaus aus dem Sortiment ihrer 40 Filialen in Südbayern genommen – nur Restposten werden noch verkauft. Einkaufsleiter Wahid Gugach erklärt, dass sie seit einiger Zeit einen stetigen Rückgang der Nachfrage nach Starnberger Hell beobachten, ebenso wie bei anderen Biersorten.
Laut Gugach habe sich Krombacher „leider kategorisch geweigert“, zumindest die Filialen in der Region Starnberg direkt zu beliefern. Auch der künftige Preis sei ein heikles Thema. Der Einkaufsleiter von Fristo äußerte sich wie folgt: „Wenn große Konzerne Brauereien aufkaufen, erhöht das nicht die Handelsspanne.“
Braumeister Sven Leindl (links) und sein Stellvertreter Benedikt Hutter feierten vor vier Jahren die Eröffnung der neuen Brauerei im Feldafing in Wiling. Mittlerweile ist Leindl auch technischer Leiter. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
„Krombacher wird die Preise so stark erhöhen, dass ich keine Marge mehr habe und es für mich unrentabel wird“, sagt einer der Fristo-Filialleiter. Wie andere Filialen auch bietet er das neue Bier „Starnberg Bräu“ aus Tutzing an, das nichts mit der Brauerei zu tun hat. Diese Alternative aus der Region habe sich bereits bewährt, so der Einzelhändler.
Was sagt Sven Leindl, technischer Leiter und erster Braumeister der Starnberger Brauhaus, zum Weggang von Fristo als Großkunde? „Wir werden nicht in Panik geraten und das schaffen“, erklärt er. Man werde auch versuchen, sich in diesen Getränkemärkten wieder „zu profilieren“.
Laut Leindl boomt auch die Gastronomie wieder, nachdem das Restaurant „Starnberger Alm“ am Kölner Heumarkt, das Bier aus der lokalen Brauerei angeboten hatte, nach nur zwei Jahren wegen mangelnden Interesses schließen musste. Das Konzept habe dort nicht funktioniert und die „bayerische Gemütlichkeit“ sei verloren gegangen, sagt Leindl.
Daraus habe man gelernt, und das neue „Starnberger Wirtshaus“, das im April in Olpe (Westfalen) mit einer rustikalen Bar, einem Bierfass und Holzvertäfelungen eröffnet wurde, sei viel authentischer gestaltet und biete eine gemütlichere Atmosphäre. Laut dem Geschäftsführer der Brauerei sind weitere Filialen geplant, beispielsweise in Lemgo (ebenfalls in Nordrhein-Westfalen).
Die Pläne für den Bau einer Brauerei mit eigener Abfüllanlage im Industriegebiet Schorn werden weiter vorangetrieben.
Leindl weist außerdem darauf hin, dass das Starnberger Hell in den Café-Bistros der Intercity-Züge nach wie vor sehr gefragt ist. „Wir sind derzeit zufrieden“, betont er. Die neue Brauerei in Willingen wurde vor vier Jahren eröffnet und kostete rund zehn Millionen Euro. Ihre Produktionskapazität beträgt 80.000 Hektoliter – zehnmal mehr als in der ersten Brauerei in Höhne (Gemeinde Berg).
Da die Wasserversorgung in Willingen jedoch langfristig zu knapp werden dürfte, wurde der damalige Geschäftsführer Schuch auf ein 41.000 Quadratmeter großes Grundstück im Gewerbegebiet Schorn in Starnberg aufmerksam. Dort, in einem ehemaligen Postgebäude, sollte eine weitere Produktionsstätte mit eigener Abfüllanlage entstehen, ohne den Standort Willing mit seinen 15 Mitarbeitern aufzugeben.
Allerdings bremsten damals offizielle Bedenken hinsichtlich der unzureichenden Kapazität der Abwasserreinigung in Schorn die Expansionspläne. Dennoch bleibt Brauereileiter Leindl optimistisch: „Wir arbeiten weiter an dem Projekt und stehen in Kontakt mit den zuständigen Behörden.“